verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung

Nachdem sich sechs der ohnehin nur elf verbliebenen Vereine gegen eine Fortführung der Saison aussprachen, hat die Ringer-Bundesliga das Handtuch geworfen. Nicht überraschend. Neun der 25 Vereine der dreigleisigen Liga hatten wegen der Corona-Beschränkungen bereits vor Saisonbeginn ihren Rückzug erklärt, sechs weitere kamen seither hinzu. Zuletzt blieben den Klubs abzüglich Aktiven, Betreuern und Helfern nicht mehr als 30 zahlende Zuschauer. Es drohte ein absolutes Minus-Geschäft.

Zu den Vereinen, die gleich abgewinkt hatten, zählt der Ringerverein Lübtheen. „Für uns war klar, dass wir die absehbaren Risiken nicht tragen können“, sagt der RVL-Vorsitzende Bert Compas. Dass sich diese Einschätzung nun bestätigte, löse bei ihm keinerlei Schadenfreude aus. Im Gegenteil: „Ich habe Respekt vor denen, die es versucht haben.“
Was Compas jedoch ärgert, ist, dass sein vor dem Corona-Hintergrund unternommener Versuch, alle Vereine zu einer einjährigen Bundesliga-Pause zu bewegen, an mangelnder Einigkeit gescheitert war.

Was die Lage im eigenen Verein betrifft, sieht der Vereinschef nicht allzu schwarz. Im Nachwuchsbereich stehe man mit 40 bis 50 Sportlern von der Kindergartengruppe bis hin zur 7. Klasse ganz gut da. Auch wenn das Sichten in diesem Jahr zu kurz gekommen sei. „Sonst richten wir für die Erstklässler immer ein kleines Turnier aus. Nach diesen Schulmeisterschaften bleiben meist etliche potenzielle junge Ringer hängen.“ Dass wegen der geschlossenen Hallen aktuell das Training ausfalle, sei natürlich blöd. „Aber davon geht die Ringerwelt nicht unter. Wer an unserer Sportart hängt, bleibt dabei. Wer jetzt wegläuft, hätte das früher oder später ohnehin getan“, so Compas pragmatisch.
Rein wirtschaftlich sei man ordentlich aufgestellt. Der Verzicht auf die Bundesliga mache sich durch deutlich geringere Ausgaben bemerkbar. Zudem seien Turnierbesuche weitgehend ausgefallen. Die Sponsoren hielten dem RVL größtenteils die Treue. „Ein paar haben in diesem Jahr noch nichts gemacht. Ich denke, die werde ich mal besuchen, dann geht da auch noch was“, lacht der RVL-Chef und verweist auf den unkomplizierten Umgang miteinander.

Stichwort Bundesliga: Wie sieht es mit dem Aushängeschild, der Bundesliga-Truppe, aus? Auch da bleibt Compas entspannt. „Wir haben fünf Sportler als Gaststarter an andere Vereine ausgeliehen. Wenn’s bei uns losgeht, sind die wieder da. Das läuft.“ Sorgen bereitet ihm dagegen die allgemeine Unsicherheit. Wie geht es 2021 weiter? Man wolle Bundesliga ringen. Das sei aber nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. „Zuschauer sind für uns das A und O. Ohne eine gut gefüllte Halle können wir uns die Bundesliga einfach nicht leisten.“
Man wolle möglichst vielen Menschen das Ringen näherbringen. Die Begeisterung sei da, wie die seit Jahren steigenden Zuschauerzahlen belegten. Man habe ja auch etwas zu bieten. „Olympiasieger, Welt- und Europameister auf Lübtheener Matte – wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?“

Bert Compas stuft sich selbst als optimistischen Realisten ein. Und als solcher wünscht er sich eine Bundesliga annähernd wie vor Corona zurück. Und wenn er sportlich einen Wunsch frei hätte? „Es wäre schön, wenn wir weitere gute deutsche Sportler bewegen könnten, in und für Lübtheen zu ringen“.

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