verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Es war vor allem die Abteilung „Jugend forscht“, die in der Lübtheener Hans-Oldag-Halle an diesem Abend für Furore auf der Matte sorgte. Auch wenn es am Ende für den Ringerverein Lübtheen beim 13:14 gegen den AC Heusweiler nicht zum erhofften Auftaktsieg in der 2. Bundesliga reichte, ernteten die vier Talente, die auf Seiten der Mecklenburger zum Einsatz kamen, von den 400 Zuschauern lautstarken Beifall.
Den Anfang machte der erst 15-jährige Henry Lamitschka. Das Lübtheener Eigengewächs musste sich nach einer 8:3-Führung zur Pause dem ein Jahr älteren Nico Altmeyer noch mit 10:12 Punkten geschlagen geben. „Es war anstrengend. In der Jugend ringen wir ja 2×2-Minuten. Bei den Männern sind es 2×3-Minuten. Vielleicht habe ich in der zweiten Runde ein bisschen zu wenig riskiert“, kommentierte der inzwischen zur Luckenwalder Sportschule delegierte Mecklenburger seinen ersten Bundesliga-Auftritt.
Anders das Stimmungsbild bei Justin Schimpf, der den Abend mit dem zehnten Kampf beschloss. Beim 17-jährigen Rostocker, der vor der Saison zum RVL wechselte, musste die Freude über seinen überlegenen 15:0-Sieg, der schon nach 3:36 Minuten Kampfzeit feststand, einfach raus. „Ich war sehr aufgeregt. Aber die Leute sind so cool hier, die motivieren und pushen dich – ein geiles Gefühl.“
Aber auch die vier Punkte, die dieser klare Erfolg einbrachte, halfen den Lübtheenern nicht mehr. Waren sie doch in einem über weite Strecken hochspannenden Duell zuvor entscheidend mit 9:14 ins Hintertreffen geraten.
„Natürlich möchten wir jeden Kampf gewinnen. Aber es geht doch darum, eine Mannschaft für Mecklenburg-Vorpommern zu sein. Und ich denke, da sind wir mit der Integration junger Talente aus unserem Land auf einem guten Weg“, fasste der Lübtheener Vereinsvorsitzende Bert Compas seine Eindrücke gewohnt emotional zusammen.
Ein absolutes Ausnahmetalent hat der RVL in jedem Fall jetzt schon in seinen Reihen. Der 20-jährige Turpal Bisultanov, der für Dänemark ringt, war gerade als frischgebackener Vize-Weltmeister der Männer aus Belgrad zurückgekehrt und holte damit nach EM-Silber in der U23 und dem EM-Titel bei den Männern bereits seine dritte internationale Medaille in diesem Jahr.
Auch Heusweilers Sebastian Janowski musste Bisultanovs Qualitäten anerkennen, der nach 4:30 Minuten als 15:0-Sieger durch technische Überlegenheit (TÜ) feststand. Nur unwesentlich länger brauchte Zbigniew Baranowski, um sich ebenfalls mit 15:0 durchzusetzen. Beim vierten Lübtheener Erfolg an diesem Abend ging es wesentlich enger zu. Im Duell zweier Olympia-Starter von Tokio 2021 gab Artur Omarow dem deutschen Freistilmeister Gennadij Cudinovic mit 2:1 das Nachsehen. Dennoch urteilte der Gast: „Eine tolle Kulisse und begeisterte Fans. Es hat Spaß gemacht, hier zu ringen.“
Ein Anfang ist damit gemacht, wobei Bert Compas gerne noch den ein oder anderen Zuschauer mehr begrüßt hätte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Schließlich kündigt sich gleich der nächste Heimkampf des RV Lübtheen an. Am Sonnabend ist um 19.30 Uhr das Team vom TV Essen-Dellwig zu Gast.