verfasst von Claudia Wegener
Der in der Greizer Presse als “Leckerbissen” angekündigte Kampfabend machte seinem Namenalle Ehre. Dramatik pur durch etliche Begegnungen auf Augenhöhe und fragwürdigen Kampfrichterentscheidungen sowie der unbedingte Siegeswille beider Teams brachten an diesem Abend Spitzensport auf die Ringermatte. Es war sowohl für das ästhetische Auge als auch für das Ringerherz eines jeden Sympathisanten dieses Sports etwas dabei.
Gut 450km mussten die Lübtheener Löwen wieder auf sich nehmen, um im thüringerischen Greiz, der so genannten “Perle des Vogtlandes” im Tale der Weißen Elster im ersten Auswärtskampf der Rückrunde in das Doppelkampfwochenende zu starten.
Geschätzt 400 ZuschauerInnen der gut 20.000 Einwohnerstadt stömten in die neue Ringerarena,die sich sehen lassen kann. Die “Sporthalle an der Eisbahn” ist als Austragungsort eine professionelle Bereicherung der 2. Bundesliga Nord. Traditionell und gemütlich, aber auch ein bisschen altbacken und vor allen eng und stickig, so stellten sich die ehemaligen Ringabende in Greizdar. Die neue Arena – modern und ansprechend groß, ist einer 2. Bundesliga mehr als würdig.Eine tolle Wettkampfstätte, die mit der unübertreffenden Atmosphäre der “Höhle des Löwen” in Lübtheen nun ein bisschen mithalten kann.
Der RSV Rotation Greiz – sportliches Aushängeschild der Stadt, war wie im Vogtland Spiegel angekündigt, heiß auf dieses Wochenende, mit dem Ziel, das Führungsduo der 2. Bundesliga Nord zu schlagen, um am Ende der Saison möglichst auf dem Podium ganz oben zu stehen. Mit fünf Siegen in Folge sowie nach dem Hinkampferfolg von 13:14 in der Lindenstadt begrüßte uns die Mannschaft zurecht mit breiter Brust. Doch der RVL konnte bereits auf der Waage überraschen.
Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Alexander Ginc musste der RV Lübtheen tief in die Trick- und Taktikkiste greifen. Trainer steckten die Köpfe zusammen und überraschten die Greizer mit folgender Aufstellungsänderungen. Mitko Asenov und Andrej Ginc tauschten die ihnen bevorzugten Stilarten. Mitko ging dementsprechend wie in der Hinrunde mit 57kg über die Waage, war aber nun klassisch unterwegs. Andrej trat, wie gewohnt in der dritten Kampfabendbegegnung an, musste sein Können aber im freien Stil unter Beweis stellen.
Beide hatten es schwer, gegen ihre Kontrahenten zu bestehen. Mitko (57 kg Greco) traf auf den ebenfalls eher in freien Ringkampfstil kämpfenden Sven Cammin, der stabil auf der Matte stand, die Armdrehschwungaktionen unseres Leichtgewichts solide abwehrte und ihn im Gegenzug aus dem Ring drückte. Zwei Zähler gaben die Lindenstädter ab. Als Klassiker chancenlos musste sich Andrej Ginc (61 kg Freistil) gegen den starken Moldawier Vladimir Cordreanu geschlagen geben. Es gelang ihm eine Schulterniederlage nach gezielt gesetzten Beinangriffen abzuwehren, geriet dafür in eine Beinschraube und musste sich durch den Ring rollen lassen. Nach 2:26 min heimsten sich die Greizer vier Mannschaftspunkte aufgrund technischer Überlegenheit ein.
Nicht minder hochklassige Gegner standen den Lübtheener Schwergewichten Daniel Bankov (98 kg Greco) und Robert Glor (130 kg Freistil) gegenüber. Im ausgeglichenen polnisch-bulgarischen Duell traf Daniel Bankov auf Lukasz Konera. Dieser stand mit gesenktem Kopf auf DanielsBrust offensichtlich passiv dem Lübtheener Sportler gegenüber. Bedauerlicherweise für die blaue Ecke wurde dieses Verhalten vom Kampfrichter nicht konsequent geahndet, sodass schlussendlich Daniel mit einem Rumreißer zwei Punkte erkämpfte, sein Gegner es ihm mit einer Rolle gleichtat und durch die Regel der letzten Wertung einen Mannschaftspunkt für die Heimmannschaft erhielt. Robert Glor ging in der ersten Runde beherzt ans Werk und errung sich durch einen blitzschnellen Griff an den linken Knöchel des Greizers Sebastian Wendel zwei Punkte, da dieser zu Boden ging und Robert ihn fixieren konnte. Auch in der zweiten Runde stand der Greizer Gegner zum Teil sehr offen. Der Lübtheener Sportler blieb aber seiner Linie treu und agierte nicht unüberlegt. Wie Robert abschließend berichtete, kennt er seinen Gegner schon langeund weiß, dass er “schleudert”, wenn man unkontrolliert angreift. Das wollte er nicht riskieren und war alles in allem zufrieden mit seinem Kampf, auch wenn Robert am Ende mit einem knappen Punktsieg und bedauerlicherweise auch noch mit einer Kopfwunde von der Matte ging, die anschließend genäht werden musste.
Im letzten Auftritt vor der Halbzeitpause galt es für Anders Ekström (66 kg Greco) gegen BrianThewes noch etwas Zählbares auf das Lindenstädter Konto zu schreiben. Und das war ein ganzes Stück Arbeit. Denn der Greizer sperrte mit seinen Ellenbogen und griff die Hangelenke des Lübtheener Sportlers, sodass die Angriffsversuche des jungen Dänen oft verpufften. Der Kampfrichter sah beide Ringer passiv und vergab insgesamt sieben Verwarnungen. Als Thewes kurz vor Ende der ersten Runde aufgrund von einer Passivitätsverwarnung in die Bank musste, versuchte Anders ihn zu werfen, aber leider unterbrach der Pausenpfiff diese Aktion. In der zweiten Runde ließ Ekström nichts mehr anbrennen und warf Thewes bei gleicher Ausgangslage aus dem Ring. Die mitgereisten RVL Anhänger hielt es nicht mehr auf den Bänken und der Lübtheener Sportler erhielt zu Recht vier Zähler. Somit lautete der Pausenstand 7:3 aus Greizer Sicht.
Kalt überrascht wurde Routinier Sebastian Otto (85 kg Freistil), der sich in der Pause sichtlich über die Anfangssekunden seines Kampfes gegen den Polen Adam Sobieraj ärgerte, der auch schon Erstligaluft schnupperte. Nach nicht mal zehn Sekunden lag der Sportler im blauen Dress nach einen Angriff für einen kurzen Moment in gefährlicher Lage auf dem Boden und musstepromt vier Punkte abgeben. Vor allem in der zweiten Runde stand Sebastian Otto wie gewohnthoch konzentriert und taktisch überlegen seinem Gegner gegenüber. Der deutlich härtere Brocken war an diesem Abend einmal mehr der Kampfrichter, der einige kleine umstrittene Wertungen dem Polen zusprach. Nach einer Rolle am Boden lautete das Endresultat 8:6 aus Greizer Sicht und sie erhielten einen weiteren Punkt auf ihrem Tablo.
Der Höhepunkt des Abends stellte für die Heimmannschaft der Kampf zwischen Dennis Langner (66 kg Freistil) und Vladimir Gotisan dar. Der Moldawier hat eine blitzsaubere Bilanz bis auf einen Abend. Bei der Hinkampfbegenung in Lübtheen schulterte Dennis Langner seinen Gegner und ließ damit die Greizer verstummen und das Lübtheener Punlikum frenetisch feiern. An diesem Abend allerdings gelang es dem Moldawier Dennis auf den Boden zu ringen, ihn eng um die Brust zu schnüren und zu rollen. Nach einer Kampfzeit von 3:36 min war der Kampf vorzeitig beendet, ein Schultersieg gelang dem Greizer jedoch nicht.
Im Anschluss gaben die beiden dänischen Dampfmaschinen alles und machten ordentlich Alarm auf der dortigen Matte. Rajbek Bisultanov (85 kg Greco) stand Tom Linke gegenüber und Fredrik Bjerrehuus (75 kg Greco) hatte es mit Toni Stade zu tun. Rajbek war konditionell vor allem in der ersten Runde sichtlich überlegen, sodass sich Tom Linke nur per Rückwärtsgang durch die Halle bewegen konnte und sich der Däne mit kleinen Punkt- und Passivitätswertungen belohnte. Fredrik hatte zunächst Mühe, sich dem sehr beweglichen Greizer so zu nähern, dass er ihn rumreißen konnte, jedoch war er durch sein aktives Agieren deutlich überlegen und konnte seinen Kontrahenten seine ganze Klasse demonstrieren. Der Greizer Sportler wurde gerollt, aus dem Ring manövriert und nach einer weiteren Bankstellung souverän durch die Halle geworfen.
Mit einem Zwischenstandvon 8:12 Zählern vor der letzten Begegnung des Abends zeigte sich einmal mehr, wie eng in dieser zweiten Bundesliga Nord die Mannschaften bei einander liegen. Eine solche starke Liga hat es laut anschließender Pressekonferenz noch kein Jahr gegeben, da waren sich beide Vereine einig. Unser Allrounder Sebastian Nowak (75 kg Freistil), der immer für eine Überraschung gut ist, wie sich beim letzten Heimkampf gegen Pausa/Plauen zeigte, indem er seinen Gegner nach nicht mal zwei Minuten auf die Schultern zwang und das Publikum zum explodieren brachte, stand an diesem Abend mit Daniel Sartakov ein alter Bekannter gegenüber. Der Spitzensportler ist ebenfalls in Berlin zu Hause und kennt Nowak von unzähligen Trainings- und Wettkampfbegegnungen. An diesem Kampftag hatte der Greizer schlussendlich die Nase vorn, da Nowak in seinen angeordneten Aktivitätszeiten nicht punkten konnte. So wurde der Greizer von seinem Publikum lautstark beklatscht, denn mit seinem 8:0 Punktsieg beschloss er den Heimkampferfolg seiner Mannschaft gegen den direkten Ligarivalen aus Lübtheen mit 15:8.
Doch nach dem Kampf ist vor dem Kampf. In gefühlter Windeseile trat der Ringerverein Lübtheen den gut fünfstündigen Rückweg in die Griese Gegend an, denn schon am nächsten Tag traf das Team aus Artern ein, das sich am Samstag ein starkes Unentschieden gegen Werdau erarbeitete.
RSV Rotation Greiz 15 |
RV Lübtheen 8 |
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Wettkampfstätte | Sporthalle an der Eisbahn, An der Eisbahn 10, 07973 Greiz | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kampfrichter: | Jörg Jähnichen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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