verfasst von Thomas Willmann/Schweriner Volkszeitung
Das Kribbeln war greifbar, am Sonnabendabend in der Lübtheener Hans-Oldag-Halle: Rund 550 erwartungsfrohe Zuschauer wollten sich den Spitzenkampf in der 2. Ringer-Bundesliga Nord zwischen dem zweitplatzierten RV Lübtheen und dem verlustpunktfreien Tabellenführer RSV Rotation Greiz nicht entgehen lassen. „Bei uns müsste schon der ein oder andere über sich hinauswachsen, wenn es für eine Überraschung reichen soll. Greiz ist klarer Favorit“, stand für Lübtheens Jens-Peter Sievertsen außer Frage. „Wir haben leider zwei Ausfälle zu beklagen. Das wird ein sehr enges, bis zum Ende offenes Duell.“
„Es gibt heute Abend keinen klaren Favoriten“, hielt Greiz Sven Lieberamm dagegen. Am Ende sollten beide Trainer Recht behalten. Die Mecklenburger hielten die Entscheidung bis zuletzt offen, was vor ihnen in dieser Saison gegen die Thüringer Überflieger noch keiner geschafft hatte, mussten sich letztlich aber mit 15:21 geschlagen geben, weil die von Sievertsen erhofften positiven Ausreißer in seinem Team ausblieben. „Ein zweiter Platz ist doch auch sehr gut“, brachte Lübtheens Bürgermeisterin Ute Lindenau als bekennende Ringkampf-Anhängerin die allgemeine Stimmungslage auf den Punkt. Enttäuscht ging an diesem Abend niemand nach Hause, das war an den Gesichtern der Zuschauer abzulesen. Viele blieben noch länger in der Halle. Während die Helfer schon fleißig mit dem Abbau beschäftigt waren, wurde noch angeregt diskutiert und gefachsimpelt.
„Entscheidend waren die ersten drei Kämpfe. Nachdem wir die 120 kg und die 60 kg gewonnen hatten, war ich ziemlich beruhigt“, analysierte ein zufriedener Sven Lieberamm noch kurz, bevor er sich mit seinen Schützlingen auf die rund viereinhalbstündige Rückfahrt machte. Sievertsens Einschätzung fiel fast deckungsgleich aus. Bei den superschweren Jungs (120 kg) setzte sich Sebastian Wendel knapp mit 2:1 gegen Thomas Tonn durch, im 60-kg-Limit war der Lübtheener Lokalmatador Alex Fuhr gegen den jungen Merlin Sewina chancenlos. Der vorzeitige Sieg durch technische Überlegenheit, der mit 4:0-Punkten gewertet wurde, ließ die Greizer schnell auf 10:1 davonziehen. Und auch im weiteren Verlauf schien der Tabellenführer souverän seine Kreise zu ziehen.
Zwischenzeitlich hieß es 17:7. „Sie haben eben einige Spitzenkönner in ihren Reihen, die immer Garanten für viele Punkte sind“, erkannte der Lübtheener Trainer neidlos an, mit Blick zum Beispiel auf den Deutschen Juniorenmeister Patryk Dublinowski (84 kg/Freistil) oder die beiden polnischen Meister Radoslaw Kiesiel (66 kg/Freistil) und Adam Sobieraj (74 kg/Freitil). Letztgenannte zeigten, dass sie sich nicht von ungefähr schon als Medaillengewinner bei Europameisterschaften auszeichnen konnten. Sobieraj war es auch, der die aufkommenden Lübtheener Träume von einer Sensation mit seinem souveränen Auftritt im abschließenden Kampf platzen ließ, und das gegen den im bisherigen Saisonverlauf so fleißigen Lübtheener Punktesammler Sebastian Nowak.
Auf der anderen Seite fehlte es aber auch an diesem Abend nicht an spektakulären Aktionen des gastgebenden Teams, die die begeisterungsfähigen Fans von den Sitzen rissen. Als Ceven Matthes (96 kg/griechisch-römisch) den Greizer Artem Grinko klar beherrschte, stand die Halle zum ersten Mal Kopf. Matthes feierte seinen 4:0-Erfolg ebenso mit einem Salto, wie später Atanas Kolev (84 kg/gr.-r.) und Frederik Bjerrehuus (74 kg/gr.-r.). Der Bulgare und der Däne im Lübtheener Trikot sorgten mit den acht Punkten, die sie im achten und neunten Kampf für den Aufsteiger verbuchten, für die Spannung, die sich alle gewünscht hatten. Dass es dann doch nicht ganz zur Sensation reichte, tat der guten Stimmung wie erwähnt keinen Abbruch. Zumal der RV Lübtheen trotz der Niederlage Tabellenzweiter bleibt und es damit selbst in der Hand hat, diese zu Saisonbeginn kaum für möglich gehaltene Position in den verbleibenden zwei Kämpfen in Leipzig (7. Dezember) und zu Hause gegen Werdau (14. Dezember) zu verteidigen.
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Die Kämpfe im Einzelnen:
RV Lübtheen |
RSV Rotation Greiz |
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Tabelle 2. Bundesliga Nord
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