Die erste Saison der neu geschaffenen Ringer–Bundesliga ist Geschichte. Den Titel des deutschen Mannschaftsmeisters 2017/ 18 sicherte sich der SV Wacker Burghausen, der sich nach überraschend klarem 18:6-Sieg auf heimischer Matte im Final–Rückkampf beim KSV Köllerbach eine knappe Niederlage leisten konnte (12:14).
Mit diesen beiden Spitzenteams bekam es im Saisonverlauf auch der RV Lübtheen zu tun. Die Mecklenburger, eigentlich in der zweiten Bundesliga zu Hause, hatten sich nach deren Auflösung und der Neustrukturierung zu dem Schritt entschieden, als eine von insgesamt 21 Mannschaften in der dreigeteilten höchsten Klasse anzutreten. „Wir haben das nicht bereut. Es war eine Super–Saison“, betont der Vereinvorsitzende des RVL, Bert Compas, um einschränkend nachzuschieben: „Wenn man einmal von unseren großen Verletzungsproblemen absieht.“ Trotz aller Ausfälle packten die Lindenstädter ihr sportliches Minimalziel, als das sie den Einzug ins Achtelfinale ausgegeben hatten. Dort war Endstation – wenig überraschend. Es ging ja schließlich auch nicht gegen irgendwen, sondern gegen den späteren Finalisten KSV Köllerbach. Sowohl die Vergleiche mit dem sechsmaligen deutschen Meister (12:18 im Heimkampf, 7:25 auswärts), als auch zuvor die mit dem Staffelkonkurrenten Wacker Burghausen (4:20 und 9:21) machten eines deutlich: „Gegen die etablierten Erstligisten bestehen zu können, ist fast unmöglich. Du kannst da vielleicht ganz gut aussehen, aber nicht gewinnen.“
Um konkurrenzfähig zu sein, das hat diese Saison gezeigt, müssen die Lübtheener schon alle Mann aufbieten, und zwar topfit. Und für die ganz Großen reicht der Kader auch dann noch nicht. „Mehr ist realistisch gesehen aktuell nicht drin“, stellt Compas klar, ohne diese Tatsache negativ bewertet wissen zu wollen. „Im Grunde genommen ist alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Bundesliga war ein Zugpferd. Wir haben neue Fans hinzugewonnen, um unser Publikum beneiden uns alle, die Atmosphäre war einfach toll.“ Mit der neuen Tribüne und der neuen Matte muss man sich im Liga–Vergleich sicher nicht verstecken.
Und was sagen die Finanzen? Man sei wie in all den Jahren unter dem Strich ganz gut herausgekommen, wobei der Vereinsvorsitzende einräumt: „Womit ich im Vorfeld so nicht gerechnet hatte, waren die immens hohen Fahrtkosten.“ Die erklären sich aus der Lübtheener „Randlage“. Das deutsche Spitzenringen spielt sich nun einmal hauptsächlich im Süden der Republik ab. Und so hatte der RVL im Vergleich zu vielen anderen Vereinen locker das Doppelte, wenn nicht gar das Dreifache an Kilometern zu bewältigen. Das schlug sich nicht nur in der Kasse nieder, sondern bedeutete auch einen enormen zeitlichen Aufwand. Eine Auswärtsfahrt der Mecklenburger ging in der Regel sonnabends um sechs Uhr früh in zwei Kleinbussen los und endete am Sonntagmorgen gegen acht oder neun Uhr. Für die dänischen Sportler im Team kamen immer noch etliche Stunden obendrauf. Die reisten schon am Freitag an und übernachteten im Hause Compas. „Bei uns geht’s eben sehr familiär zu. Du brauchst Leute, die voll mitziehen. Vor diesen Jungs kannst du nur den Hut ziehen.“ Aber warum nimmt man solche Strapazen überhaupt auf sich – bei einer Kampfzeit von maximal sechs Minuten? „Wenn du international weiterkommen willst, musst du gegen Spitzenleute ringen. Sich auf diesem Niveau zu messen, das macht den Reiz aus.“
Compas gibt aber auch zu, dass sich der ein oder andere auf Grund genau dieses zu betreibenden Aufwandes für die nächste Saison eine neue Herausforderung suchen wird. Die Teamplanung für die zweite Bundesliga–Saison ist in vollem Gange. Auf ihren Stamm der vergangenen Jahre können die Lübtheener wohl auch weiterhin bauen. Erste Gespräche mit potenziellen Neuverpflichtungen wurden geführt.
Was die Gegner betrifft, dürfen sich die Fans auf jede Menge neuer Gesichter freuen. Der RV Lübtheen wird von der Südost- in die Nordwest–Staffel wechseln. Nicht aus freien Stücken. Das hat der Deutsche Ringerbund für die naheliegendste Lösung gehalten, um das nominelle Gleichgewicht (drei Achter–Staffeln) aufrecht zu erhalten. Statt in Bayern liegen die meisten Zielorte jetzt in Nordrhein–Westfalen und Rheinland–Pfalz. „Wir sind damit grundsätzlich nicht so unzufrieden. Neue Gegner sorgen für neue Reize.“ Es sind wieder einige ordentliche Kracher dabei, allen voran Halbfinalist ASV Mainz. Sehr hoch schätzt Bert Compas auch den SV A. Nackenheim (beide Rheinland–Pfalz) und den VfL Neckargartach (Baden–Württemberg) ein. Los geht es für die Lübtheener mit zwei Auswärtskämpfen am 8. September beim RC Merken und am 15. September beim TV Aachen–Walheim (beide Nordrhein–Westfalen). Der erste Auftritt auf heimischer Matte folgt am 22. September gegen Nackenheim. Komplettiert wird die Staffel vom KSV Witten (Nordrhein–Westfalen) und dem SC Kleinostheim (Bayern). „Wir werden wieder alles geben. Wie unsere einmaligen Fans das von uns kennen“, verspricht der RVL–Vorsitzende.