verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Das erste Achtungszeichen in der Hans-Oldag-Halle setzte an diesem Abend der Fanclub des RV Lübtheen. Mit einer einstudierten Choreographie, mit drei Bannern, roten Fahnen und zahlreichen gleichfarbigen Luftballons unterstrichen die Mitglieder, dass sie mit ihren Jungs durch dick und dünn gehen wollen: „Leidenschaft kennt keine Liga – RVL“ war da mit Blick auf den bevorstehenden Abstieg aus der ersten Liga zu lesen.
Diese Botschaft kam nicht nur bei den Zuschauern an, sie schien gleichzeitig die Aktiven zu beflügeln. Mit ihrem 16:10-Sieg gegen den RSV Rotation Greiz feierten die Lübtheener „Löwen“ den ersten sportlichen Erfolg der Saison und sorgten so für einen versöhnlichen Jahresausklang.
Die erste Kampfhälfte lief nicht so wirklich nach dem Geschmack der Gastgeber. Zwar konnten Zbigniew Baranowski (130 kg/Freistil) die Niederlagen der Zwillingsbrüder Andrej (66 kg/griechisch-römisch) und Alexander Ginc (57 kg/gr.-r.) zum 4:4 ausgleichen, indem er seinen Gegner mit einem blitzschnell ausgeführten Fußfeger auf die Matte schickte, und der 20-jährige Movlet Makhmatov (61 kg/Fr.) im Juniorenduell mit dem Greizer Eigengewächs Rasul Galatamov sogar für eine hauchdünne 5:4-Führung sorgen.
RVL-Fans sauer auf den Kampfrichter
Doch im Vergleich zweier Olympia-Teilnehmer gab Artur Omarov (98 kg/gr.-r.) gegen den ungarischen Vizeweltmeister Alex Gergö Szöke vier Punkte ab. Als der Kampfrichter das vorzeitige Ende mit der dritten Verwarnung gegen den Tschechen besiegelte, kochte die Stimmung in der Halle hoch. In der Lübtheener Trainerecke konnte man diese Entscheidung auch nur schwer nachvollziehen. „Das ist symptomatisch für unsere ganze Saison. Wenn’s nicht läuft, dann läuft’s eben nicht. Das macht die Aufgabe natürlich nicht leichter“, urteilte Jens-Peter Sievertsen mit Blick auf den 5:8-Zwischenstand.
Die Miene des RVL-Cheftrainers hellte sich aber nach der Pause zunehmend auf. Sinn für Dramatik bewies Brian Bliefner (86 kg/Fr.), der einen 0:3-Rückstand in den letzten Sekunden noch in einen 4:3-Sieg umwandelte und so auf 6:8 verkürzte. Die Kulisse war da. „Steht auf, wenn ihr Lübtheener seid“, skandierten die Fans, als Routinier Dennis Langner (71 kg/Fr.) seine technische Klasse ausspielte und den 13 Jahre jüngeren Greizer Joel Wrench schon in der ersten Runde auf die Schultern zwang.
Jan Zizka (80 kg/gr.-r.) konnte seine Niederlage (1:8) in Grenzen halten, so dass es mit einem 10:10 in die letzten zwei Kämpfe ging. Begleitet von lautstarken Sprechchören stellte Frederik Bjerrehuus (75 kg/gr.-r.) die Weichen auf Sieg. Der dänische Olympia-Starter im RVL-Trikot hatte es eilig. Es dauerte kaum länger als eine Minute, da waren durch „technische Überlegenheit“ (18:0) vier Zähler auf das Lübtheener Konto gebucht. Lennard Wickel (75 kg/Fr.) ließ zum Abschluss nichts mehr anbrennen. Er revanchierte sich bei Lucas Kahnt durch einen ungefährdeten 6:0-Punktsieg für die Niederlage aus dem ersten Kräftemessen.
RV Lübtheen 16 |
RSV Rotation Greiz 10 |
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Wettkampfstätte | Hans-Oldag Halle , Rudolf Breitscheidstr. 30, 19249 Lübtheen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kampfrichter: | Thomas Hausmann | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Planung für die zweite Liga ist angelaufen
„Ich habe immer gewusst, dass wir das eigentlich draufhaben. Es muss eben nur alles stimmen“, freute sich der wieder als Hallensprecher fungierende Bert Compas, dass er zum Abschluss endlich wieder einmal „Sieger ist der RV Lübtheen“ verkünden durfte. Nachdem sich die Aktiven mit Pizza gestärkt hatten und die Ringermatte abgebaut war, schlüpfte der Vereinsvorsitzende mit Unterstützung seines Stellvertreters Dirk Harloff in die Rolle des Weihnachtsmanns. Jeder Lübtheener Kämpfer wurde noch einmal vorgestellt, unter dem Beifall der Fans mit einem kleinen Präsent bedacht und von Compas mit einem besonderen Wunsch verabschiedet: „Jetzt geht die Planung in Richtung zweite Bundesliga. Ich hoffe, dass wir viele dieser klasse Jungs dann hier im RVL-Trikot wiedersehen.“