„Vor so einer Kulisse auf einem Auswärtskampf zu ringen und dass die Auswärtsfans einfach mal die ganze Halle nieder geschrien haben, das ist, als ob man zu Zweit auf der Matte steht.“ Diese mehr als lobenden Worte an die mitgereisten Fans des RVL durch den 84iger Sebastian Otto spiegeln eine rundum gelungene Auswärtsfahrt nach Leipzig wieder. Ähnlich euphorisiert sahen es auch die mitgereisten Fans. „Heute ist die Stimmung der Wahnsinn.“; „Mehr Stimmung geht nicht, aber langsam lässt die Stimme nach.“; „Es ist so geil. Die Halle ist kleiner als in Lübtheen, dadurch schallt alles viel mehr. Es sind auch nicht so viele Heimfans da. Es macht einfach nur Spaß.“
Zum letzten Auswärtskampf der laufenden Saison startete der Ringerverein Lübtheen mit zwei Fanbussen und über 100 Anhängern in die sächsische Metropole. Keine Woche hat es gedauert, da war der erste Reisebus bis zum letzten Platz ausverkauft. Und auch der Zweite hätte durchaus den ein oder anderen Platz mehr haben können. Pünktlich um 10:30 Uhr traf sich der lautstarke Anhang an der heimischen Ringerhalle.
Zum zweiten Mal auswärts mit von der Partie und nicht zu überhören, bestiegen u. a. Hannes, Reinold und Sebastian von den jungen Wilden aus Boizenburg den Bus. „Hannes Vater ist ein alter Ringer vom RVL, der hat uns mitgenommen zum Ringen. Das hat uns so gefallen und seitdem sind wir jedes Mal mit dabei. Wenn man einmal da war, will man immer wieder hin. Wir haben dieses Jahr damit angefangen immer anzufeuern, darum war klar, dass wir an diesem Wochenende auch dabei sind. Erst wollen wir gewinnen und dann kräftig mit der Mannschaft Party machen.“
Nach einer kurzweiligen Anreise fanden sich die Fans zum Gruppenfoto vor dem Sportclub ein. Für einige ehemalige Aktive des Ringervereins Lübtheen ein heimisches Gefühl. Der Ein oder Andere nutzte den Sportclub in Leipzig zu DDR Zeiten als Sprungbrett seiner sportlichen Karriere und ergatterte nationale und internationale Medaillen für die Ehrentafel des RVL. Nach einer kurzen Stippvisite in der sanierten Halle schritten die Anhänger geschlossen zum Weihnachtsmarkt und stimmten sich mit heißem Glühwein auf den Abend ein.
Hier regiert der RVL!
Mit Schlachtrufen wie: „Hier regiert der RVL“ und „Auswärtssieg“ begrüßten die mitgereisten Fans ihre Mannschaft auf der Leipziger Matte. Den Anfang machte der mittlerweile schon routinierte Ringer Alexander Ginc (55 Kg, GR) und setzte gleich das erste Ausrufezeichen des Abends gegen seinen Gegner Darios Wedekind. Überlegen drückte Alex seinen Kontrahenten in die Bodenlage, rollte ihn diverse Male durch den Ring und verbuchte nach lediglich 2:21 min die ersten vier Zähler auf dem Lübtheener Tableau. Für den vorzeitigen 4:4 Ausgleich sorgte der Leipziger Nico Graf, dem Max Kriwoschein (120 Kg, FR) an diesem Abend unterlegen war. Eine ausgeglichenere Begegnung boten sich Mitko Asenov und Dustin Scherf (60 Kg FR). Beide erhielten Passivitätsverwarnungen und Aktivitätszeiten, die sie jedoch nicht nutzen konnten. Asenov versuchte einige Male durch Angriffe an die Beine des Gegners zu punkten, diese konnte er jedoch nicht bis zum Ende durchkriegen. Letztendlich siegte Scherf mit mehreren Kleinstwertungen und erhielt 2:1 Punkte für die Wettkampfgemeinschaft Leipzig/Taucha. Mitko Asenov war mit dem Ergebnis seines Kampfes verständlicherweise auch nicht ganz zufrieden. „Mein Kampf war schlecht. Es hat am Ende nicht gereicht. Ich werde im kommenden Jahr noch mehr für den RVL trainieren, um zur nächsten Saison noch fitter und besser zu sein. Ich trainiere nur für den RVL, es ist so so geil hier.“ Klar vorn lag am Ende Andreas Aurich in seinem Kampf gegen Richard Zechendorf (96 Kg, GR). Durch eine stabile und aktivere Kampfhaltung überwältigte er seinen Gegner das ein und andere Mal in die Bodenlage und brachte die Lübtheener Löwen durch überzeugende Einzelaktionen wie Rollen und Rumreißer nach 2:38 min mit einem technischen Überlegenheitssieg in eine 9:6 Führung. In der letzten Begegnung vor der Pause wurde Anders Ekström mit überwältigen Kanonrufen auf die Matte geschickt. Da konnte sich selbst der hoch konzentrierte Athlet ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Die mittlerweile, zum Teil „oben ohne“ stehenden Gästefans, boten eine unbeschreibbare Kulisse. Diese sollte, den in der Gewichtsklasse bis 66 Kg (GR) antretenden Athleten zum Sieg führen. In der ersten Kampfrunde erhielt Marco Scherf zwei Passivitätsverwarnungen. Daraufhin errung Ekström in einer Rolle entscheidende zwei Zähler. In der zweiten Runde geschah dann nicht mehr viel. Nachdem Ekström ebenfalls zwei Passivitätsverwarnungen kassierte, Scherf das jedoch nicht ausnutzen konnte, überzeugten die Lübtheener Athleten mit einer zufrieden stellenden 11:6 Pausenführung.
In der zweiten Hälfte des Abends hielt es dann endgültig niemanden mehr auf seinen Sitz. Sichtlich beeindruckt von so viel Begeisterung für den Ringkampfsport verstummten die Gastgeber kurzerhand fast vollständig. Nun hallten lediglich die Stimmen der Lübtheener Löwen durch die Halle und boten 100% Heimatatmosphäre mit Gänsehautfeeling. „Es ist so ein klasse Kampfsport. Man ist mitten drin. Es kommt auf jeden Einzelnen an und man sieht viele interessante Szenen“, schilderten die Boizenburger Jungs die Fanbegeisterung fürs Ringen.
Sebastian Otto schätzte seinen Kampf folgender maßen ein: „Mein Kampf war heute ein bisschen steif. Man merkt, die Saison ist doch lang gewesen für mich. Es ist manchmal schwierig, neben dem Studium immer Top-Leistung abzurufen, und gerade gegen einen guten Mann wie Franco. Da fiel es mir heute umso schwerer, Punkte abzurufen. Aber am Gesamtmannschaftsergebnis gibt es nichts zu meckern.“ Sebastian zeigte einen ausgeglichenen Kampf gegen den äußerlich sehr austrainiert scheinenden Franco Büttner (84 Kg, FR). Otto gelang es am Boden eine kleine Wertung zu holen, jedoch hatte Büttner am Ende der sechsminütigen Kampfzeit einen Zähler mehr auf der Uhr, so dass die Begegnung 2:1 für Büttner endete. Lediglich 12 Sekunden benötigte Dennis Langner, um seinen deutlich unterlegenden Gegner Paul Schärschmidt (66Kg, FR) zu schultern und als Sieger die Matte zu verlassen. Eiskalt schlug er mit einem präzise gesetzten Beinangriff zu und drückte seinen Gegenüber ohne Aussicht auf Rettung fest auf den Boden. Zwischenstand 8:16. Der im Anschluss stattfindende Kampf zwischen Ceven Matthes und Tom Zymara (84 Kg, GR) war hingegen wieder sehr ausgeglichen. In der ersten Runde erarbeiteten sich beide Athleten jeweils zwei Punkte. Der clever agierende Matthes wirkte ein wenig überzeugender und ging nach einem Runterreißer und anschließender Rolle mit 3:2 Punkten in Führung. In der zweiten Runde starteten beide mit einer Passivitätsverwarnung. Beide wollten unbedingt gewinnen und keine Punkte durch Unachtsamkeit oder Leichtsinn abgeben. Die entscheidenden Punkte konnte dann Matthes verbuchen, in dem er seinen Gegner von den Beinen holte und aus dem Ring drückte. Die Begegnung endete 4:7 aus leipziger Sicht und bedeutete einen 2:1 Punktgewinn für die Lübtheener.
Nun sollte wohl nichts ernsthaft mehr anbrennen. Der zweite Däne im RVL Kader Fredrik Bjerrehuus traf in der Gewichtsklasse bis 74 Kg (GR) auf Max Stuhr und sollte seinen Kampf vorzeitig mit einem jubelnden Salto in die blaue Fanecke beenden. In weniger als drei Minuten dominierte er seinen gegnerischen Kämpfer und erfreute das tobende Publikum mit gleich zwei Würfen über die Brust. Dem konnte Stuhr nichts entgegen setzten, so dass Bjerrehuus mit 11:0 Punkten einen technischen Überlegenheitssieg verbuchte.
Schon oft in dieser Saison hing das Ergebnis über Sieg oder Niederlage von der Begegnung um Sebastian Nowak ab. An diesem Wochenende ging er mit einem beruhigenden Zwischenstand von 9:22 auf die Matte. Er ließ es sich aber nicht nehmen für ein gutes Punkteverhältnis zu sorgen, denn schließlich zählt am Ende der Saison jeder kleine Punkt. In der ersten Runde ging Nowak zwischenzeitlich mit 9:6 Punkten in die Pause, drehte dann fast schon wie gewohnt in der zweiten Runde noch einmal mehr auf und machte vor Ablauf der Kampfzeit durch Beinangriffe am Boden mit einem 6:18 Ergebnis das Auswärtsmärchen perfekt. Die mehr als einhundert Anhänger stürmten von den Rängen auf die Matte, lagen sich heiser in den Armen und beglückwünschten sich gegenseitig. Ein letztes Mal an diesem Abend hallten die Fangesänge „Wir wollen die Mannschaft sehen!“ durch die Halle und die Kämpfer ließen es sich zu Recht nicht nehmen, sich würdig feiern zu lassen.
Durch das deutliche Endergebnis von 26:9 sowie das 18:18 Unentschieden von Pausa/Plauen in Greiz kletterte der Ringerverein Lübtheen erneut auf dem ihm gut stehenden 2. Platz der Tabelle. Diesen möchte er auch am nächsten Wochenende beim letzten Kampf der Saison nicht mehr hergeben. Sowohl die Fans als auch die Mannschaft sehen dies als realistisches Ziel. Sebastian Otto prognostiziert, dass gegen Werdau „… durchaus ein Sieg drin ist. Ich habe heute die Ergebnisse mitverfolgt, wie Werdau gegen Markneukirchen gerungen hat und ich denke, wenn wir mit voller Kapelle stehen, dass da durchaus am Ende der Saison die Silbermedaille um unseren Hals baumeln könnte. In einem spannenden Duell gegen Werdau in der heimischen Höhle der Löwen werden alle Akteure noch einmal lauthals brüllen und die Krallen zeigen, um am Ende der Saison als Aufsteiger die Vizemeisterschaft in einer grandiosen Abschlussparty zu feiern.
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