verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
So etwas hat man beim RV Lübtheen noch nicht erlebt: Vom TV Essen-Dellwig, an diesem Abend Gegner für den Kampf der 2. Bundesliga, hatten es nur drei Ringer in die Hans-Oldag-Halle geschafft.
Des Rätsels Lösung: Der Essener Mannschaftsbus steckte stundenlang im Stau, der aus einem schweren Unfall und einer Vollsperrung der A1 zwischen Bremen und Hamburg resultierte. Nur Ali Salviz, der mit einem Pkw fünf Minuten vor dem Bus unterwegs war, schaffte es mit drei Sportlern, pünktlich anzukommen.
Der Jugendwart des Aufsteigers griff zum Mikrofon und erntete für sein kurzes Grußwort lauten Beifall: „Vielen Dank für den freundlichen Empfang und Entschuldigung für die Situation. Wir hätten hier mit unserer jungen Mannschaft heute gerne einen schönen Kampf abgeliefert.“
Für den Lübtheener Vereinsvorsitzenden Bert Compas ist die Situation klar: „Nach den Statuten muss das Ergebnis 40:0 für Lübtheen lauten. Aber die Entscheidung liegt letztlich beim Deutschen Ringer Bund.“
Das hob auch Kampfrichter Stefan Hetzheim aus Greiz hervor. „Im Protokoll sind erst einmal siebenmal kampflos und dreimal das ausgerungene Ergebnis aufgeführt“, erklärte der Unparteiische. Daraus folgt ein vorläufiges 34:0. Denn beide Mannschaften einigten sich darauf, zumindest die möglichen Mattenduelle auszutragen. Und in denen setzten sich die Lübtheener Movlet Makhmatov, Krzystof Bienkowski und Brian Bliefner jeweils nach Punkten durch (zwei, drei beziehungsweise ein Zähler).
Trotz der ungewöhnlichen Situation war die Stimmung in der Halle gut. Die 260 Zuschauer machten ordentlich Rabatz. „Das ist nun einmal nicht zu ändern. Wir kriegen ja trotzdem was geboten“, zeigte Tino Lemmen, der mit Ehefrau Antje, einer gebürtigen Lübtheenerin, aus Hamburg angereist war, Verständnis.
Apropos geboten: Die Lübtheener ließen sich für ihre Fans noch etwas einfallen. In Schaukämpfen traten die Teamkollegen Alexander Ginc und Fredrik Bjerrehuus sowie Zbigniew Baranowski und Artur Omarov gegeneinander an und lösten mit spektakulären Aktionen Jubelstürme aus.
Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als zum Abschluss Lennard Wickel und Christian Rohde aufeinandertrafen. Der 56-jährige Rohde, der in seiner Jugend selbst für Lübtheen gerungen hat, hatte sich nach einem Aufruf von Bert Compas als Gegner zur Verfügung gestellt. Es ging in einem auf vier Minuten verkürzten Kampf zur Sache.
„Das war eine schöne Erfahrung gegen so einen Top-Mann, der ja nicht mal ernst gemacht hat. Trotzdem bin ich geschockt, wie kaputt ich schon nach drei Minuten war.“ Am kommenden Wochenende will Rohde den Brockenmarathon meistern.
Auch für die Ringer geht es schnell weiter. Am Sonnabend kommt im dritten Heimkampf in Folge das Team vom KV Riegelsberg, das dann hoffentlich in voller Mannschaftsstärke pünktlich in der Halle aufläuft.