verfasst von Csaba Mátraházi
Das Ringen ist so alt wie die Menschheit selbst. In der Frühgeschichte der Menschen war das Ringen neben einfachen Waffen ein lebenswichtiges Mittel in der Verteidigung und bei der Jagd.
Wie es aus der Geschichte der Völker hervorgeht, pflegten sie alle den Ringkampf in irgendeiner Art. Die ersten konkreten Beweise dafür stammen aus dem alten Ägypten. Bei Ausgrabungen fand man bemalte Vasen und Wandbemalungen, worauf Ringkämpfer zu sehen sind. Diese beweisen, dass bereits vor 5000 Jahren der Ringkampf gelehrt wurde. Auf mehreren hundert Abbildungen erkennt man das heutige Freie Ringen. Interessant ist es dabei, dass sie keine Ringerbrücken kannten.
In China war 3000 Jahre vor der Zeitrechnung das Ringen neben Jagd, Bogenschießen und Fechten sehr beliebt. Die Soldaten veranstalteten regelmäßig Ringkampfwettbewerbe in den Militärlagern. Es gab dort auch einen “Tag des Ringens“.
Die meisten Erkenntnisse zum Ringen stammen aus dem alten Griechenland und aus der Römerzeit.
In Griechenland wurde 700 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurde das Ringen in die antiken Olympischen Spiele aufgenommen.
Die Griechen kannten drei Ringkampfarten:
1. Als Krönung des antiken Fünfkampfes galt das Ringen, etwa dem heutigen klassischen Ringkampf entsprechend, man durfte den Gegner bis zur Gürtellinie anfassen.
2. Als selbständige olympische Sportart ähnelte sie dem heutigen Freien Ringkampf, allerdings mit mehr Freiheiten. So durften die Kontrahenten einander an den Haaren ziehen, die Finger brechen, an der Nase und den Ohren drehen.
3. Die “Pankration“ war eine Mischung aus Ringen und Faustkampf. Es war praktisch alles erlaubt, was oft zu schweren Verletzungen oder sogar zum Tode eines Ringers führte.
Die Sieger Olympischer Spiele wurden als Helden gefeiert und oft hat man für sie eine Statue im Geburtsort errichtet. Der berühmteste Ringer bei den Griechen war wohl der siebenfache olympische Sieger Milon aus der Stadt Kroton. Auch der berühmte Mathematiker Pythagoras war ein ausgezeichneter Ringer!
Die alten Römer legten mehr Wert auf eine direkte kriegerische Ausbildung als auf die Weiterentwicklung des Ringkampfes, und dieser wurde nicht mehr im Programm der körperlichen Ertüchtigung aufgenommen. Der Ringkampf verlor bei den Römern immer mehr an sportlichem Wert (Gladiatorenkämpfe).
Im Jahre 393 hat der oströmische Kaiser Theodosius die Olympischen Spiele verboten, doch der Ringkampf wurde im einfachen Volk weiter betrieben.
Die Griffkenntnisse blieben erhalten und weiter entwickelt. Es entstanden nationale Ringkampfarten in Georgien, in Tirol, in der Schweiz, in der Türkei, in England und bei anderen kleineren Völkern im Kaukasus. Aber auch in Japan, wo das Sumo-Ringen auf eine 2000 Jahre alte Vergangenheit zurückblickt, in anderen asiatischen Ländern und nicht zuletzt bei den Völkern in Afrika wurde gerungen.
Das Interesse am Ringen bei den Völkern nahm im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu. In Deutschland lebt der Ringkampf im 14. Jahrhundert wieder auf. Zahlreiche Schriften befassten sich mit dem Ringen, oft mit Illustrationen.
Aber durch die Auswirkungen des 30-jährigen Krieges geriet der Ringkampfsport wieder in Vergessenheit.
Erst im 18. und 19. Jahrhundert hat man sich dem Ringen verstärkt zugewandt. Jedoch richtig populär wurde es am Ende des 19. Jahrhunderts, als die besten Ringer, wie z. B. der Deutsche Karl Abs, das Ringen zu ihrem Beruf gemacht haben. Ihre Kämpfe, in denen der Sieger oft schon im Vorfeld bestimmt war, wurden in Zirkuszelten und auf öffentlichen Plätzen ausgetragen. Letztendlich, aus diesem Berufsringen heraus, entstand dann der heutige moderne Ringkampfsport, der sich bald in der ganzen Welt verbreitet hatte.
Ab 1891, als man den Deutschen Athletik-Sportverband und 1906 den Arbeiter-Athleten-Bund gegründet hatte, nahm der Ringkampfsport in Deutschland einen schnellen Aufschwung, der durch den ersten Weltkrieg (1914-1918) jäh unterbrochen wurde. In der Nazizeit bis zum Ende des 2. Weltkrieges (1945) versuchte man den Ringersport für die damalige Ideologie zu instrumentalisieren.
Die Herausbildung zweier deutscher Staaten nach dem Krieg brachte auch eine unterschiedliche Entwicklung des Ringkampfsportes mit sich. In der Bundesrepublik wurden der Deutsche Ringerbund (DRB) und in der DDR der Deutsche Ringerverband (DRV) gegründet, und beide Organisationen in den Welt-Ringerverband FILA aufgenommen.
Erst nach dem Beitritt der neuen Länder zur Bundesrepublik Deutschland wurden die Ringkampfsportler im Deutschen Ringerbund zusammengeführt.
Übrigens das sogenannte Wrestling, eine Art von Unterhaltungs-Show (USA), hat nicht das Geringste mit dem Ringkampfsport zu tun.
Eine Auswahl der erfolgreichsten deutschen Ringer unter >> WIKIPEDIA
u.a. Backhaus André, Europameister 1993 im Freien Ringkampf
Literaturquellen: Matura, Mihály/Papp, László: Szabadfogású birkózás, Sport Lap-és könyvkiadó,1958 Dr.Günther Czech/Walter Gain/Dietrich Jürgens/Erich Peukert :Ringkampf klassisch und frei, Sportverlag Berlin,1970 WalterGain/Dr.Jürgen Hartmann/dr.Harald Tünnemann: Ringen, Sportverlag Berlin,1980