verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Dass die Bundesliga-Ringer des RV Lübtheen gegen den SC Kleinostheim als Tabellenführer der Staffel Ost mit 8:21 verloren, stellte keine große Überraschung dar. Enttäuschend war eher der Rahmen. Statt der in guten Tagen 500 Fans kamen diesmal nur 130 Zuschauer in die Hans-Oldag-Halle. So konnte Bert Compas seinen Frust bei der Begrüßung dann auch nicht ganz verhehlen: „Ich glaube, dass letzte Mal hatten wir 2010 in der Oberliga so wenige Zuschauer“, hielt der Vereinsvorsitzende des RV Lübtheen fest und schob mit einem kleinen Seitenhieb auf den Deutschen Ringer Bund (DRB) nach: „Ich weiß nicht, wie lange man uns noch durch ganz Deutschland reisen lässt, aber es ist nun mal, wie es ist.“
Die 2G-plus-Regelung, die beim Eintritt zum Tragen kam, war Diskussionsthema unter den Besuchern. „Wenn ich mich nicht ohnehin hätte testen lassen müssen, weil ich morgen nach Hamburg fahren will, wäre ich wahrscheinlich nicht hier“, räumte René (21 Jahre) ein. Dagegen stand für Vanessa (20) fest: „Ich bin eingefleischter Fan. Es war klar, dass ich mich testen lasse.“ Dominic (24) brachte einen anderen Aspekt ins Spiel: „Wenn hier so was los ist, muss man einfach dabei sein.“ Und Sebastian (43) ergänzte: „Wir können froh sein, dass überhaupt etwas stattfindet.“
An Torsten Compas kam niemand vorbei. Der Bruder des RVL-Chefs kontrollierte den Impfstatus und den tagesaktuellen Test. Auch den von Regina (70) und Paul-Dietrich Beuch (74). „Wir sind von Anfang an dabei und haben bisher keinen Kampf verpasst.“ Was die Prognose für den abendlichen Kampf betraf, gingen ihre Daumen nach oben. „Gewinnen, nur gewinnen – hoffen wir doch.“
Um diese kühne Prognose in die Tat umzusetzen, hätten die Lübtheener Ringer gegen den Liga-Primus mehr als nur eine Überraschung gebraucht. Fast wäre Alexander Ginc (57 kg/griechisch-römisch) zum Auftakt tatsächlich eine kleine Sensation gelungen. Er brachte Ade Buruk Uzun nach wenigen Sekunden an den Rand einer Schulterniederlage. Doch es blieb bei einer Vier-Punkte-Wertung, die der junge Türke postwendend ausglich. In der Folge stellte der U23-Vize-Europameister und WM-Dritte seine ringerische Klasse unter Beweis und siegte vorzeitig durch Technische Überlegenheit (20:4 Punkte).
Ebenfalls auf verlorenem Posten stand Philip Morten Kraus (130 kg/Freistil). Der junge Kieler aus dem Lübtheener Oberliga-Team sprang erneut für Zbigniew Baranowski in die Bresche, der aufgrund seiner Corona-Quarantäne passen musste. Immerhin schaffte es Kraus gegen den Olympiafünften von Tokio, Süleyman Karadeniz, in die zweite Runde. Nach 3:12 Minuten war allerdings Schluss – technische Überlegenheit (16:0). Dennis Langner (71 kg/Freistil) wehrte sich lange, gab aber auch vorzeitig vier Punkte ab. Alle anderen Kämpfe gingen über die vollen sechs Minuten. Was angesichts der zahlreichen nationalen und internationalen Erfolge und Titel, die die Kleinostheimer vorzuweisen haben, aller Ehren wert war.
Wer holte die acht Punkte für den RVL? Artur Omarov (98 kg/gr.-r.) kam kampflos zu vier Zählern, weil die Gäste diese Gewichtsklasse nicht besetzen konnten. Andrej Ginc (66 kg/gr.-r.) war bei seinem souveränen 11:0-Sieg jederzeit Herr im Haus. Und im taktisch geführten letzten Kampf des Abends wurde nur ein einziger Punkt vergeben. Der ging an Lennard Wickel (75 kg/Freistil).
Obwohl die Lübtheener auch an diesem Abend wieder deutlich das Nachsehen hatten, sparte Bert Compas bei der Verabschiedung nicht an Lob und erntete als Reaktion anhaltenden Beifall der Fans. „Ich sag es, wie es ist. Wir haben eine tolle Mannschaft, die auch weiterhin mein volles Vertrauen genießt.“
RV Lübtheen 8 |
SC Kleinostheim 21 |
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Wettkampfstätte | Hans-Oldag Halle , Rudolf Breitscheidstr. 30, 19249 Lübtheen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kampfrichter: | René Wenzel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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