verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Lennard Wickel zählt beim Anhang des Ringervereins Lübtheen unbestritten zu den Publikumslieblingen. Betritt Lennard Wickel die Matte, dauert es nicht lange und die Fans skandieren lautstark „Lennard, Lennard“.
Das ist Vergangenheit, denn zukünftig wird der Luckenwalder nicht in Aktion zu sehen sein. Wickel hat seine Ringerschuhe beim Heimkampf gegen den ASV Hüttigweiler endgültig ausgezogen und sich von den Fans verabschiedet.
Der 31-Jährige räumt gerne ein, dass dieser Abschied für ihn ein emotionaler Moment war. „Ich hatte eine wunderbare Zeit in Lübtheen. Die Mannschaft, das ganze Umfeld und diese super Stimmung bei Heimkämpfen. Das ist wie eine große Familie. Ich habe wenig Vergleichbares erlebt und mich immer sehr darauf gefreut.“
Wenn alles gestimmt hat, warum dann dieses frühe Karriereende mit nur 31 Jahren ? „Ich bin momentan fix und fertig, mental und körperlich und nach 19 Jahren Leistungssport einfach des Ringens müde“, räumt Wickel ein. Sein Anspruch sei es, jeden Kampf zu gewinnen. Aber er könne, auch durch viele Verletzungen gehandicapt, nicht mehr so trainieren wie früher. Die ganze Fahrerei habe er ebenfalls zunehmend als Belastung empfunden.
Als Sechsjähriger machte Lennard Wickel in Trebbin (rund 20 Kilometer von Luckenwalde entfernt) seine ersten Schritte auf der Ringermatte. Er eiferte seinem älteren Bruder nach. Aus dem anfänglichen Zuschauen wurde schnell mehr. In der Grundschulzeit spielte er parallel Fußball. Doch als die Noten schlechter wurden, stellten ihn seine Eltern vor die Wahl, Ringen oder Fußball. „Ich habe mich damals für das Ringen entschieden. Mit den Ringern war ich schon früh im Ausland unterwegs, habe Pokale und Medaillen gewonnen. Das fand ich natürlich cool“, so Wickel.
Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Wickel war bereits im Jugend- und Juniorenbereich neben Erfolgen auf nationaler Ebene auch bei Europa- und Weltmeisterschaften dabei. Im Männerbereich ging es nahtlos weiter. Als Mitglied der Nationalmannschaft nahm er an EM (2015) und WM (2017) teil, 2016 holte sich der bei der Landespolizei Brandenburg arbeitende Kommissar den Titel des Polizei-Europameisters.
Wickel blieb immer seinem Luckenwalder Verein treu. Als dieser aber Insolvenz anmelden musste, führten seine bereits bestehenden Kontakte in der Saison 2016/17 zum Wechsel nach Lübtheen. Er hat diesen Schritt nicht bereut. „Das hat von Anfang an gepasst, aus Bekannten sind schnell Freunde geworden.“
Diese Einschätzung teilt der RVL-Vorsitzende Bert Compas voll und ganz. „Lennard ist ein Typ. Alleine schon durch seine Präsenz war er immer wichtig für die Mannschaft. Ganz davon abgesehen tut es aus menschlicher Sicht weh, wenn ein guter Freund geht. Aber wir möchten ihn gerne weiter an uns binden.“
Die beiderseitigen Überlegungen gehen in die Richtung, dass Lennard Wickel perspektivisch RVL-Cheftrainer Jens-Peter Sievertsen unterstützen soll, als Trainer und bei der Mannschaftsaufstellung.
Aber in jedem Fall verlagern sich die Schwerpunkte. Lennard Wickel spricht von einem neuen Lebensabschnitt. Sein Beruf rückt jetzt in den Vordergrund und auch das Thema Familie. Gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin Lisa baut er in Luckenwalde gerade ein Haus. Einzug soll im Frühjahr 2023 sein.