verfasst von Csaba Matrahazi/Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Fast unbemerkt hat mit Martin Buhz ein Großer des Ringens in Mecklenburg die Matte verlassen – um sie gleich wieder zu betreten: Kämpfen wird der fast 41-Jährige allenfalls noch bei den Veteranen, doch als Referee hat er eine neue „Bestimmung“ gefunden!
Buhz erlernte das Abc seines Sports in der Sporthalle Stephan-Jantzen-Ring in Rostock Schmarl. Nach der Delegierung in die „Tschaikowski-Halle“ zum damaligen ASK Vorwärts feierte er unter Trainer-Legende Reinhold „Otto“ Steingräber erste große Erfolge. Neben Titeln bei Einzel-Meisterschaften war „Buhzer“ Stammgast in der Bundesliga, wo er über die hiesigen Küstenringer hinaus auch für den SC Berolina 03 Berlin, die KG Frankfurt/Eisenhüttenstadt und den RV Lübtheen antrat.
„Für Wasserspringen war er ungeeignet“
Doch Martin Buhz hat auch ein Leben neben dem Sport. Davon abgesehen, dass sich der Abteilungsleiter Ringen des PSV ehrenamtlich auch einmal in der Woche im Hort-Sport der 1. bis 4. Klassen an der Jenaplanschule einbringt, hat er als Brandmeister einen anstrengenden Job. Im rotierenden 24-Stunden-Dienstsystem der Berufsfeuerwehr Rostock ist er nicht nur beim Löschen von Bränden, Leerpumpen von Kellern oder rettungsdienstlicher Versorgung Erkrankter oder Verletzter gefragt: Da er die zusätzliche Qualifikation als Tierretter hat, muss er bisweilen beispielsweise auch Hunde einfangen oder schwer verunfalltes Wild von seinen Qualen erlösen…
Und last but not least sind da noch die Freuden und Pflichten eines jungen Familienvaters. Auch Frau und Tochter zuliebe beendete der anfängliche Wasserspringer („Ich konnte aber keinen Spagat und war deshalb nicht geeignet. Den habe ich dann beim Ringen gelernt“) seine aktive Laufbahn. „Er hat gesagt, mit 40 ist Schluss. Es war mir wichtig, dass er das einhält“, so Gattin Sabrina (35), im Moment in Elternzeit, ansonsten Pflegefachkraft bei der Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik GGP Rostock.
Eifert die Tochter ihrem Papa nach? „Ich fing an als kleiner Junge und hörte auf mit etwas, was mir in Rostock verwehrt blieb: Teilnahme an den Bundesliga-Play-offs“: Abschied nahm Martin Buhz im Achtelfinal-Rückkampf am 9. Dezember 2017, zwei Tage nach Geburt von Töchterchen Maxima, beim 7:25 des RV Lübtheen in Köllerbach. Er unterlag zwar in der Kategorie 75 Kilogramm Freistil dem eingedeutschten Ukrainer Andriy Shykka, „ich habe mich aber sechs Minuten achtbar geschlagen“. Das Ringen in der Familie Buhz ist jedoch längst noch nicht „ausgestorben“. Sabrina sagt mit Blick auf ihr fast schon laufendes zehnmonatiges Energiebündel: „Wenn Maxi das später möchte, lasse ich ihr freie Hand. Will sie lieber Schwimmerin oder Ballerina werden, darf sie das auch selbst entscheiden. Wenn sie nach Mama kommt, wird sie eher eine Leseratte.“
Martin hingegen scheint sein Kind schon auf der Matte zu sehen: „Ich werde alles tun, damit sie soviel wie möglich von Papa mitkriegt.“
Für sein neues Leben im Ringen hat sich der Lichtenhäger mittlerweile die nötigen Utensilien besorgt: weißes Polohemd, schwarze Hose (keine Jeans!), Socken und Schuhe, mehrere Trillerpfeifen – sowie eine gelbe und rote Karte aus dem Fußball-Fachhandel. Seine schriftliche und praktische Prüfung hat er abgelegt. Und wenn er auch für höhere internationale Aufgaben aus Altersgründen nicht mehr in Betracht kommt: Martin Buhz’ erster Bundesliga-Einsatz als Kampfrichter – beim Duell der Staffel Südost am 1. Dezember zwischen Erzgebirge Aue und Johannis Nürnberg – ist schon anberaumt.