verfasst von Thomas Willmann – Schweriner Volkszeitung
Schon die schwierige Parkplatzsuche machte deutlich, da ist ordentlich was los in der Lübtheener Hans-Oldag-Halle. Das Gewusel im Inneren lieferte die Bestätigung. 191 junge Sportler aus 28 Vereinen waren der Einladung des RV Lübtheen zum Frühjahrsturnier gefolgt. Da war so ziemlich alles am Start, was im norddeutschen Ringen Rang und Namen hat. Zwei polnische Vereine komplettierten das große Teilnehmerfeld.
„Wir freuen uns, dass das so gut angenommen wird und neben der Masse auch die Qualität stimmt“, sagte der Lübtheener Cheftrainer Jens-Peter Sievertsen.
Auf vier Matten ging es parallel rund. Gerungen wurde im Freistil, in den Jugendalterklassen B, C und D/E, die Altersspanne reichte damit von 7 bis 14 Jahren. Von einer leicht erhöhten Position aus kam Bert Compas gehörig in Schwitzen. Der Vereinsvorsitzende des RV Lübtheen fungierte als Turniersprecher und musste alle Matten stets im Blick haben und schnell wieder besetzen, damit keine unnötigen Pausen entstanden. Immerhin galt es, bis zur letzten Entscheidung knapp 300 Kämpfe über die Matten zu bringen. Unterstützung erhielt er von Lebensgefährtin Svitlana Postemska.
Zeitweilig Gesellschaft auf dem Podest leistete Ute Lindenau. Die Lübtheener Bürgermeisterin ist bekennende Ringkampfanhängerin. „Ich bin begeistert. Wenn so viele junge Sportler nach Lübtheen kommen, müssen die Organisatoren wieder tolle Arbeit geleistet haben. Aber so kennen wir das ja von unserem Verein“, so Lindenau.
Es war auch das ein oder andere in Ringerkreisen bekannte Gesicht in der Halle zu sehen, so wie Marcus Thätner. Der mehrfache deutsche Meister, WM- und Olympiastarter sowie EM-Dritte von 2007 fungierte als Leiter einer kleinen Delegation des RSV Hansa Frankfurt/Oder. „Es macht Spaß, hier zu kämpfen. Die Teilnehmerfelder passen und die Turniere sind immer super organisiert“, lobte der 38-Jährige, der in diesem Jahr in Heidelberg in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm (griechisch-römisch) einen neuerlichen Angriff auf den deutschen Meistertitel starten will.
Er betreute in Lübtheen aus logistischen Gründen diesmal nur zwei junge Nachwuchskämpfer, die das Turnier als Generalprobe für die deutschen B-Jugend-Meisterschaften am 22. und 23. April in Frankfurt/Oder nutzen sollten. Gleiches galt für Hinnark Haase. Der 12-jährige Körchower ist einer von zwei DM-Startern des RV Lübtheen und landete beim heimischen Turnier in seiner Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm nach zwei Siegen und zwei Niederlagen auf dem fünften Platz.
„Mein Papa hat nach einer guten Sportart für mich gesucht und mich mit fünf Jahren zum Ringen geschickt. Es hat mir sofort Spaß gemacht. Wenn du verlierst, kannst du das nicht auf jemand anderen schieben, du bist ganz alleine schuld. Das finde ich gut.“ Seine Erwartungen für das kommende Wochenende? „Mal schauen, was da geht. Ich hoffe, dass ich die Poolkämpfe überstehe, möchte natürlich so weit kommen wie möglich.“
Beim Lübtheener Frühjahrsturnier gingen im gemeinsamen Feld der E- und D-Jugend auch Mädchen an den Start. Eine von ihnen war Marie Christin Fund. Die 10-jährige Lübtheenerin hat schon in der Zwergengruppe des RVL mit dem Ringen angefangen. „Es macht mir einfach Spaß zu testen, wie stark ich bin. Wenn du verlierst, ist das egal. Es geht immer weiter“, so die fast schon philosophische Einstellung der jungen Dame zu ihrem Sport.
Marie Christin, die als vielseitig interessierte Sportlerin auch noch beim Grabower SV schwimmt und beim Lübtheener SV Fußball spielt, wenn es die Zeit zulässt, hatte ein bisschen Lospech. Nach einem Freilos in der ersten Runde bekam sie es mit dem starken Tiz Izmailov vom PSV Schwerin und der späteren Finalistin aus Polen zu tun, verlor beide Kämpfe und schied aus.
Erfolgreicher war da ihr jüngerer Bruder Friedrich (7 Jahre). Der gewann vier seiner fünf Kämpfe und holte Bronze. Es war eine von vier Medaillen für die Lokalmatadoren. Der einzige Turniersieg für den RVL gelang Mark Denys (Jugend D/E bis 23 kg), jeweils mit Silber ausgezeichnet wurden bei den C-Jugendlichen Justin Petersen (bis 31 kg) und Finn Karnatz (bis 63 kg).
Das reichte am Ende für die Lübtheener nicht, um sich in der Mannschaftswertung unter den besten Sechs einzuordnen. Platz eins ging hier an den SV Preußen Berlin, gefolgt vom SV Luftfahrt Ringen, ebenfalls aus der Bundeshauptstadt, und dem SC Roland Hamburg.
Alles lief wie am Schnürchen, was angesichts der Fülle der Entscheidungen schon einer logistischen Meisterleistung gleichkam. Für die einzige kleine Panne sorgte am Ende ein Software-Ausfall, so dass ein Großteil der Urkunden nachgedruckt und per Post verschickt werden muss. Die Matten waren elektronisch vernetzt, die Kampfansetzungen und die jeweiligen Punktstände konnten auf vier Bildschirmen verfolgt werden. Rund 30 Helfer waren im Dauereinsatz und packten auch mit an, als gegen 17 Uhr die letzte Siegerehrung über die Bühne gegangen war.
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